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Forderungen der Bewegung 2. Juni
27. Februar 1975 – Forderungen der Lorenz-Entführer
Heute Morgen haben bewaffnete Frauen und Männer der Bewegung 2. Juni
den Parteivorsitzenden der Berliner CDU, deren Spitzenkandidaten für die
Abgeordnetenhauswahlen am 2. März, Peter Lorenz gefangen genommen. Die Entführung
musste bewaffnet durchgeführt werden, da Lorenz sich auf einen solchen fall
vorbereitet hatt.
Sein Chauffeur und Leibwächter war mit einer Schusswaffe ausgerüstet.
Peter Lorenz ist gefangener der Bewegung 2. Juni. Als solcher wird er nicht gefoltert
oder unmenschlich behandelt; im Gegensatz zu den über 60 000 gefangenen
in den Zuchthäusern der BRD und Berlin. Als unser Gefangener wird es ihm
besser gehen als den Häftlingen in den Staatsknästen, allerdings wird
ihm auch nicht der Komfort seiner Zehlendorfer Villa zugute kommen. Peter Lorenz
wird verhört werden. Er wird über seine Verbindungen zur Wirtschaft,
zu den Bossen und zu faschistischen Regierungen erzählen müssen. Lorenz
ist von uns entführt worden, weil er als Vertreter der reaktionäre
und Bonzen verantwortlich ist für Akkordhetze und Bespitzelung am Arbeitsplatz,
für den Aufbau von Werkschutz und Antiguerillagruppen, für Berufsverbote,
dem neuen Demonstrationsrecht, Verteidigereinschränkung und für die
Aufrechterhaltung des diskriminierenden Pagagrafen 218. Als CDU-Chef hat er sich
zum Propagandisten des Zionismus, der aggressiven Eroberungspolitik des Staates
Israel in Palästina gemacht, und nimmt durch besuche in Israel und Geldspenden
an der Verfolgung und Unterdrückung des palästinensischen Volkes teil.
Genauso hat er blutigen Anteil am Militärputsch durch Pinochet und Konsorten
in Chile. Seine Partei ist es, die die Junta durch Geldspenden die Repression
ausführen lässt, die jede freiheitliche Gesinnung erbarmungslos verfolgt
und blutig niederschlägt, tausende von Chilenen in KZ’s foltert und
ihre macht durch tägliche Blutbäder aufrechterhält.
Unsere Forderungen:
1. Sofortige Freilassung, daher Annullierung der Urteile der Gefangenen,
die bei Demonstrationen anlässlich der Ermordung des Revolutionärs
Holger Meins in Berlin verhaftet und verurteilt sind. Diese Forderung ist innerhalb
24 Stunden zu erfüllen.
2. Sofortige Freilassung von
Verena Becker Gabriele Kröcher-Tiedemann
Horst Mahler
Rolf Pohle
Ina Siepmann
Rolf Heissler
die in Westdeutschland gefangen gehaltenen Genossen Kröcher, Pohle und
Heissler sind binnen 48 Stunden nach West-Berlin einzufliegen. Eine Boeing 707
hat in West-Berlin voll getankt und mit vier Mann Besatzung bereitzustehen. die
oben genannten genossen werden bis zu ihrem Reiseziel von einer Person des öffentlichen
Lebens begleitet. Die Person ist der Pfarrer und Bürgermeister a.d. Heinrich
Albertz. Außerdem sind den sechs genossen jeweils 20 000 Mark auszuhändigen.
Diese Forderungen sind binnen 72 Stunden zu erfüllen.
3. Veröffentlichung dieser Mitteilung in Form von Anzeigen in folgenden
Tageszeitungen: ...
4. Während der ganzen zeit seiner Gefangenschaft fordern wir absolute
Waffenruhe von Seiten der Polizei. Keine Präsenz auf den Straßen,
keine Kontrollen, keine Hausdurchsuchungen, keine Festnahmen, keine Fahndungsphotos,
keine Fahndungsersuchen an die Bevölkerung.
Bei Nichterfüllung oder auch nur dem versuch der Täuschung ist
die Unversehrtheit des gefangenen bedroht.
Alle Forderungen sind gleich wichtig.
Wir wollen keine Geheimverhandlungen. Nachrichten des Staatsapparates an
uns und Ablauf der Freilassung der genannten Genossen samt ihrem Abflug müssen über
Funk und Fernsehen abgewickelt werden. Bei präziser Erfüllung aller
Forderungen ist die Unversehrtheit und Freilassung des Gefangenen Lorenz garantiert.
Andernfalls ist eine Konsequenz wie im Falle des obersten Richters g.v. Drenkmann
unvermeidbar.
An die Genossen im Knast:
Wir würden gern mehr Genossen von euch herausholen, sind aber bei unserer
jetzigen stärke nicht dazu in der Lage.
An die Bevölkerung Berlins:
Die Organe des Staates werden in den nächsten Tagen eine Hetzkampagne
gegen uns führen, Sie werden versuchen, euch in eine Fahndung nach uns einzubeziehen.
Leistet keine Unterstützung, lasst die Polizei, die Bonzen und die Presse
unter sich.
Freiheit für alle Gefangenen
Bewegung 2. Juni
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